Inländisches Arbeitskräftepotenzial besser ausschöpfen

Auch wenn sich der Engpass laut der KOF-Konjunkturumfrage im zweiten Quartal 2024 leicht entspannt hat, wird sich der Arbeitskräftemangel in der Schweiz demographiebedingt zuspitzen - in Graubünden gar noch verstärkt. Gemäss den Berechnungen der Wirtschaft werden in der Schweiz in 10 Jahren rund 460'000 Vollzeitbeschäftigte fehlen. Um den Arbeitskräftebedarf zu decken, ist die Schweiz entsprechend auf Zuwanderung angewiesen. Um diese auf ein akzeptables Mass zu begrenzen, steht für die Wirtschaft neben der Steigerung der Produktivität primär die optimale Ausschöpfung des inländischen Potenzials im Zentrum. Wir haben die diesbezüglich wichtigsten Massnahmen der Unternehmen sowie die elementaren Forderungen an die Politik für Sie zusammengefasst.


In 10 Jahren fehlen in der Schweiz rund 460'000 Vollzeitbeschäftigte

Unsere Dachverbände economiesuisse und Schweizerischer Arbeitgeberverband haben ein Szenario erarbeitet, das für die Schweiz die Entwicklung von Arbeitsangebot und -nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten 10 Jahren prognostiziert. Die Berechnungen zeigen, dass sich das inländische Angebot bis 2035 verglichen mit heute um rund 297’000 Vollzeitbeschäftigte reduzieren wird. Auf der anderen Seite wären zusätzliche 163'000 Vollzeitbeschäftigte notwendig, um die Wohlstandentwicklung der letzten Jahre fortzuschreiben – dies unter der Annahme einer linear steigenden Arbeitsproduktivität. Zusammengefasst schätzt die Wirtschaft, dass in der Schweiz in 10 Jahren rund 460'000 Vollzeitbeschäftigte fehlen werden.

Quelle: economiesuisse und Schweizerischer Arbeitgeberverband


Zu den Fakten zum Schweizerischen Arbeitsmarkt (economiesuisse)

Zur Prognose zum Schweizer Arbeitsmarkt (economiesuisse) 

Wie kann diese Lücke gefüllt werden? 

Die möglichst gute Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials ist der politisch unbestrittenste Weg, mit dem Arbeitskräftemangel umzugehen und hat höchste Priorität. Dies auch deshalb, weil die Schweiz zwar über die europaweit dritthöchste Erwerbstätigenquote verfügt, zugleich aber auch über die zweithöchste Teilzeitquote. Die nachfolgend aufgeführten Massnahmen sowie die politischen Forderungen zeigen was die Schweizer Unternehmen in diesem Bereich bereits umgesetzt haben oder noch umsetzen können sowie wo nun die Politik gefordert ist.

Daneben gilt es aber auch die Substitution von Stellen durch technischen Fortschritt, den Abbau von Bürokratie sowie die effizientere Allokation des Faktors Arbeit voranzutreiben. Trotz all dieser Anstrengungen im Inland wird die Schweizer Wirtschaft aber auch künftig auf Arbeitsmigration, das heisst auf eine arbeitsmarktbezogene Zuwanderung angewiesen sein wird. Aber eben subsidiär und möglichst sozialverträglich.

Massnahmen der Unternehmen

Viele Unternehmen haben das Problem erkannt und kämpfen mit verschiedenen Massnahmen gegen den Arbeitskräftemangel und nehmen Ihre Verantwortung wahr. Die Unternehmen spüren seit ein paar Jahren, dass Arbeitskräfte knapper werden. Es fällt ihnen schwerer als früher, geeignete Arbeitskräfte zu finden und offene Stellen zu besetzen. In einer Umfrage von economiesuisse im Mai 2024 gaben fast zwei Drittel der 448 teilnehmenden Unternehmen an, bereits eine oder mehrere Massnahmen getroffen zu haben, so insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Aus- und Weiterbildungen

  • Anstellungsbedingungen

  • Rekrutierung

Zur Auswertung der Umfrage mit Beispielen aus der Wirtschaft (economiesuisse)

Die Politik ist gefordert

Klar ist aber auch: Die Unternehmen allein werden es nicht schaffen. Um das inländische Potenzial noch besser ausschöpfen zu können, muss auch die Politik aktiv werden. Die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, damit sich mehr und länger Arbeiten lohnt. Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat hierzu einen 8-Punkte-Plan zur besseren Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials mit den folgenden Forderungen und möglichen Lösungsansätzen erarbeitet:

  • Die tatsächliche Arbeitszeit muss wieder erhöht werden

  • Mehr Arbeiten muss sich lohnen

  • Wir müssen länger arbeiten können

  • Wir müssen die Berufsbildung wertschätzen

  • Bildungsentscheide müssen bewusster gefällt und gesteuert werden

  • Wir müssen die Türe für die Zuwanderung offenhalten

  • Wir müssen die Arbeitszeiten flexibler gestalten

  • Wir müssen mehr Menschen mit Beeinträchtigungen im Arbeitsmarkt halten

Zum 8-Punkte-Plan zur besseren Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials (Schweizerischer Arbeitgeberverband)